Der Begriff «Eye Movement Integration» (EMI) kommt aus dem Englischen und bedeutet auf Deutsch übersetzt: «Integration mit Hilfe von Augenbewegungen».
Was ist EMI?
EMI ist eine respektvolle und wertschätzende Technik aus der Neurotherapie, mit welcher gezielte neuronale Netzwerke im Gehirn des Klienten oder der Klientin über spezifische Augenbewegungen aktiviert werden können, um so z.B. erlebte Traumata oder unverarbeitete Erlebnisse zu verarbeiten und abschliessen zu können.
EMI ist am wirkungsvollsten, wenn diese Technik in einem Therapie-, Beratungs- oder Coaching-Prozess eingebettet ist.
Wie wirkt EMI?
Die uns belastenden Situationen oder auch traumatisierenden Erlebnisse sind meist bruchstückhaft, unvollständig und in falschen Zusammenhängen im Gehirn abgespeichert. Dieses kann dazu führen, dass nach einem Unfall z.B. in der Küche mit einer schwarzen Pfanne und heissem Öl, künftig jede schwarze Pfanne oder auch Ölflasche den Schrecken und die Schmerzen, welche im Moment des Unfalls empfunden wurden, wieder auslösen kann. Dieser Umstand wird in der Fachsprache ein Trauma genannt und kann zu störenden Blockaden beim betroffenen Menschen führen.
Durch gezielte Augenbewegungen im EMI, welche der Therapeut mit belasteten Wörtern und Sätzen (Schlüsselwörtern) begleitet, können die erlebten Eindrücke des Klienten oder der Klientin so miteinander verbunden und integriert werden, dass das Erlebte sinnvoll und nachhaltig verarbeitet werden kann. Normale und schützende Stressreaktionen können in diesem Prozess so aufgelöst werden und in einem für den Klienten neuen und passenderen Kontext gesetzt werden. Diese Neu-Einbettung des Erlebten wird vom Klienten in der Regel als nicht mehr so stressig erlebt und geht oftmals mit einer unmittelbaren Erleichterung einher.
Als Metaphern können Sie sich das so vorstellen, dass z.B. verschiedene Puzzle-Teile-Erinnerungs-Fragmente des Klienten neu zu einem grösseren Bild zusammengesetzt werden, von welchem der Klient sich künftig besser und auch leichter distanzieren kann. Eine andere Metapher zur Wirkungsweise wäre folgende: Stellen Sie sich ein Trauma in uns wie innerliches Gift vor. Immer wenn man dieses z.B. durch die Sichtung der schwarzen Pfanne aktiviert wird, kommt das Gift in uns hoch. Durch eine EMI-Session kann nun dieses Gift mit viel Wasser verdünnt werden und sollte es so zu einem späteren Zeitpunkt nochmals aktiviert werden, ist die giftige Wirkung längst nicht mehr so destruktiv und schädigend für den Klienten oder die Klientin.
Ablauf einer EMI-Behandlung
Klient/in bespricht mit Therapeut das belastende Erlebnis oder das erlebte Trauma
Gemeinsames Erarbeiten von 2 bis 3 Schlüsselsätzen respektive «Giftwörtern». Z.B. für obiges Beispiel: «In der Küche an Weihnachten» - «Es zischt» - «Ich mache Öl in die schwarze Pfanne» - «Feuer in der Pfanne, alles brennt»
Klient/in folgt dem Therapeuten mit seinen Augen und fixiert dabei dessen Finger oder einen Stift. Der Therapeut führt so die Augen des Klienten durch 24 verschiedene Bewegungsmuster. Therapeut und Klient sitzen sich gegenüber. Während der Bewegungssequenz wiederholt der Therapeut die Schlüsselsätze. Nach jeder Bewegungssequenz werden die Veränderungen beim Klienten besprochen.
Nach Abschluss aller Augenbewegungen folgen integrative und stärkende Augenbewegungen.
Klient/in führt ein kurzes Abschlussgespräch mit dem Therapeuten
Eine EMI-Sitzung dauert in der Regel ca. 2 Stunden. Nach einer EMI-Sitzung empfiehlt es sich, eine Ruhephase einzuplanen – keine grossen Entscheidungen mehr an diesem Tag. Der Heimweg mit dem Auto ist durchaus möglich, wobei eine vorherige Ruhepause von 15 Minuten eingeplant werden sollte.
Einsatzmöglichkeiten von EMI
EMI eignet sich zur Behandlung zahlreicher Belastungen und Traumata. Da das Bewusstsein über zahlreiche Schutzmechanismen verfügt, ist es teilweise notwendig, entsprechende Vorarbeiten zu leisten, um so die entsprechenden Schlüsselwörter (und damit das entsprechend verletzte neuronale Netzwerk zu aktivieren) zu finden.
Folgende Belastungen oder Störungen können mit EMI behandelt werden:
- Leistungs- und Versagensängste (z.B. Prüfungsängste, Vortragsangst, Schulängste)
- Unfallfolgen
- Ängste nach Stürzen
- Bearbeitung von schwierigen Erlebnissen mit Tieren (Hundebiss, Katzenphobie, etc.)
- Traumatische Geburtserfahrungen für Mütter
- Schwierige Kindheitserlebnisse
- Traumatische Erlebnisse und wiederholte Entwicklungstraumata
- u.v.m.
EMI eignet sich auch für Kinder, wenn diese sich sprachlich gut ausdrücken können. Bei Kindern bis zur Oberstufe ist ein Vorgespräch mit Eltern und Kind notwendig. Bei der Behandlung sind die Eltern nicht anwesend, damit sich das Kind vollumfänglich konzentrieren kann.
Nach einem akuten Trauma empfiehlt sich bei Erwachsenen eine Wartefrist von 6-8 Wochen nach dem Erlebnis. Bei Kindern kann bereits schon nach 2-3 Wochen nach dem schlimmen Erlebnis behandelt werden.